20. Juni-13. Juli 2005 - Vang Tao-Vientiane/Laos-Affoltern/CH

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Regengeraeusche auf dem Dach ueber unsern Koepfen - aber anstatt der sattsam bekannten fast 30o C zeigt das Thermometer nur gerade mal knappe 14o C - wie kommt das? Also alles schoen der Reihe nach:
Erwartungsvoll passieren wir am 20. Juni 2005 in Vang Tao die laotische Grenze. Einmal mehr sind die Formalitaeten minimal und der Camper wird einfach ins Carnet de Passage (obwohl offiziell auch hier nicht anerkannt) eingestempelt. Nach dem touristisch durchorganisierten Thailand kommen wir in ein Land, dass sich erst in den letzten Jahren dem Fremdenverkehr geoeffnet hat und den Tourismus erst ankurbelt.

Laos erstreckt sich ueber 236'000 km2 und zaehlt an die 6 Mio. Einwohner. 1953 gewaehrte Frankreich seinem vormaligen Protektorat Laos volle Staats-Souveraenitaet. 1964-1973 wurde das Koenigreich Laos Teil des Kriegschauplatzes im Indochina-Krieg zwischen Nord-Vietnam und USA. Nach dem Fall von Saigon/Suedvietnam und Phnon Penh/Cambodia in 1975 fluechtete die koenigliche Regierung und die Demokratische Volkrepublik Laos wurde ausgerufen. Eine anfaengliche Unterdrueckung des Buddhismus und der strikte Sozialismus durch die kommunistische Regierung resultierte in einer Flucht nicht nur der vermoegenden Schichten sondern auch grosser Teile der laendlichen Bevoelkerung ueber den Mekong Fluss nach Thailand. Durch die offizielle Schliessung der thailaendischen Fluechtlings-Lager mit zu 85% laotischen Bewohnern Ende der 90iger Jahre wurden diese mehrheitlich zur Rueckkehr in ihre Heimat gezwungen.
Die Volksrepublik Laos verfuegt ueber keinen Meeranstoss und ist komplett eingeschlossen von den Nachbarlaendern Cambodia, China, Myanmar, Thailand (von wo her wir einreisen) und ennet der Annamite Bergkette Vietnam (wohin wir auszureisen beabsichtigen). Je ein Drittel der Bevoelkerung lebt meist in den groesseren Staedten im fruchtbaren Land entlang des Mekong-Stroms, in den Taelern anderer grosser Fluesse sowie im bewaldeten, huegeligen Hochland. 80 % der Bevoelkerung lebt von der Landwirtschaft und baut vor allem Reis, daneben auch Mais, Tabak, Baumwolle und Kaffee, an. 60 % der Laoten gehoeren dem Buddhismus an, 40 % werden zu den Animisten und Anhaengern anderer spiritueller Kults gezaehlt. Offizielle Sprache ist dasjenige Lao aus fuenf Dialekten, wie es in Vientiane gesprochen und geschrieben wird. Das sprachlich verwandte Thai wird vielfach ebenfalls verstanden und gesprochen. Franzoesisch ist aufgrund der kolonialen Vergangenheit dieses Staates die zweite Amtssprache, waehrend Englisch sich im Tourismus und Geschaeftsleben immer mehr durchsetzt. Die sich wie eine Art Lebensader in Nord-Sued-Richtung durchs Land ziehende Route Nr. 13 ist geteert, aber 80 % des gesamten Strassennetzes von 14'000 km sind nach wie vor Naturstrassen und in der Regenzeit zum nicht passierbar.
Wir rollen wir auf einer etwas erhoeht gelegenen Teerstrasse ueber Ninghak-Khok ostwaerts. Die Luft ist geschwaengert mit dem schalen Geruch abgestandenen Wassers von den vielen entlang der Strassen und in den Feldern liegenden Tuempel. Die Landschaft, wie vorher in Thailand satt gruen, hat sich subtil veraendert ohne dass ich genau spezifizieren koennte, wodurch. Irgendwie ist das Ambiente anders, die Huetten nun alle auf Stelzen, die Strohhuete der Landbewohner spitzer. Die Leute leben hier einfachst in ihren Stelzen-Huetten, im besten Falle aus Holz mit Blechdach, sonst aus geflochtenen Matten mit Reisig gedeckt. Der offene Parterre dient als schattiger Aufenthaltsraum, wo sich unter dem Schlafgeschoss das Gesellschaftsleben abspielt. Da wird gewohnt, gegessen und auf Liegen oder Haengematten ausgeruht. Moebel sieht man kaum. Gekocht wird mit nur wenig Geschirr und Toepfen in einem separaten Anbau.

Auf der Laos Japon Bridge ueberqueren wir den Nam Khong oder Mekong River und sind nach wenigen Kilometern in Pakse. In Indien wie auch hier hat sich dieses Jahr bislang der Monsun verzoegert, was uns zugute kommt, denn man hat immer noch hoechstens einen meist kurzen Schauer einmal am Tage. Heute wird der Himmel gegen 15.ooh drohend schwarz, aber die Wolken verziehen sich ohne Entleerung, und bald ist es wieder sonnig und drueckend heiss. Schwitzend stapfen wir um den 1935 gegruendeten Wat Luang herum, halten uns aber nicht lange im 60'000 Seelen-Ort auf, der ansonsten kaum Sehenswuerdigkeiten aufweist.
Route 13S, deren Seitenstreifen barer roter Erde in der Trockenzeit vermutlich fuer viel Staub sorgen duerften, bringt uns Richtung Sueden. In Muang stehen wir dann erneut am Mekong und warten auf die einfache Faehre, die uns fuer 35'000.- Kip rueber nach Champasak bringt. Gerade noch vor dem Einnachten legen wir die 9 km bis vor das Gelaende des Wat Phou zurueck. Allerdings duerfen wir dort nicht auf dem riesigen Parkplatz stehen, sondern erst mit spezieller Erlaubnis des Dorfchefs etwas abseits entlang der Dorfstrasse. Nachts wird es angenehm kuehler und in Gesellschaft eines Wasserbueffels im Tuempel neben dem Camper schlafen wir herrlich.
Was vom Zugang her so unpraetioes aussieht, so dass ich mich insgeheim fragte, ob dieser World Heritage Platz auch wirklich einen Besuch wert sei, entpuppt sich als beeindruckender als auf Anhieb ersichtlich. Im Anschluss an einen seichten viereckigen Teich (Baray) ist ein Team von Arbeitern unter Anleitung von italienischen Aerchologen ist gerade daran, die ehemalige Promenade zwischen den anschliessenden zwei verlandeten Barays auszubuddeln. Die beiden Worship Pavillons der mittleren Ebene sind unrestauriert und koennen nicht betreten werden. Eine leicht ansteigende Gallerie fuehrt dann zur alten Khmer Statue.

Man glaubt, dass im 6.-8. Jht. mit dem Bau des Wat Phou begonnen wurde, und zwar im Hindu-Stil. Beendet wurde er gegen das Ende der Angkor-Periode, welche vom 9.-13. Jht. dauerte, und im Laufe der Zeit in einen buddhistischen Tempel umgewandelt. Das Hauptheiligtum, dessen Shiva Phallus (lingam) einst ueber ein Leitungssystem mit Wasser der nahen heiligen Quelle umflutet war, liegt an die 75 m hoeher. Ueber steile Stufen erklimmt man es unter willkommenen Schatten spendenden Frangipani-Baeumen, deren Wurzeln zum Teil die Steinbloecke ueberwachsen und sie entweder zusammenhalten oder aber im Gegenteil sprengen. Von ganz oben geniesst man zur Belohnung eine herrliche Aussicht auf die ganze zu Fuessen liegende Anlage bis weit ueber die Ebene und den Mekong River hinaus.
Um auf Dong Khong zu gelangen, muessen wir erneut auf eine kleine Autofaehre verladen. Die Insel ist klein, hat insgesamt nur etwa 13'000 Einwohner und die Rundfahrt betraegt nur gut 30 km. Wir durchfahren den Ort Muang Khong, der aus nicht viel mehr als einem grossen Wat, einigen Guesthouses und Restaurants, Bootsverleihen und Velo- und Toeff-Vermietungen direkt am Fluss besteht. Nur noch ein groesserer Ort auf der gegenueberliegenden Seite, Muang Saen, liegt auf dieser Insel. Sonst durchfahren wir eine Unzahl kleiner Doerfer und praktisch nichts als Reisfelder. Gegen Abend ist man vielerorts an der Feldarbeit. Die Wasserbueffel ziehen die einfachen Pfluege erstaunlich gehorsam durch das lehmige Nass. Man fuehlt sich um ein Zeitalter zurueckversetzt oder fast wie auf dem "Ballenberg". Die muehsame Arbeit des Steckens der ausgeduennten Reissetzlinge obliegt meist den Frauen.

Damen sind es auch, drei an der Zahl, die sich auf dem oertlichen kleinen Exchange-Buero die Behandlung meines Anliegens teilen. Der einfachste Weg um Millionaer zu werden, ist der Geldwechsel von 100.- US $. Die Kip dafuer erhalte ich in dicken, mit Gummibaendern zusammengehaltenen Buendeln gebrauchter Noten à 100 Stueck. Als Kundenservice wird einem auch gerade noch ein kleiner Plastiksack fuer den Transport mitgeliefert. Wieder Millionaere, essen wir auch hier mal wieder auswaerts. Der Ortsteil, in dem wir direkt am Fluss stehen, hat heute Abend keinen Strom, und noch waehrend wir im Restaurants unserern Fisch, gegrillt und in Coconut-Sauce, bestellen, bricht auch da das das Netz zusammen. Zum Glueck sitzen wir in dem fast einzigen Lokal, das ueber einen eigenen Generator verfuegt. Tiefschwarze Gewitterwolken, Wetterleuchten und Blitze erhellen das oestliche Uefer des Mekongs. Wir sitzen nachher noch eine Weile zu diesem Gratis-Schauspiel vor dem Camper und geniessen ein bescheidenes kuehlendes Windchen.

In Gesellschaft von hollaendischen Kurzreisenden, Angelique und Walter, starten wir am Mittwoch, 22. Juni, um 8.30h - mangels anderer Interessenten nur zu viert - in einem 10-Sitzer Longtail Motorboot den lehmfarbenen Mekong abwaerts. Nach 1 ½ Stunden Fahrt erreichen wir Don Khon, die groesste der beruehmten Si Phan Don (Four Thousand Islands). In der Regenzeit imponiert der Mekong Fluss hier kurz vor der Cambodia Grenze nach seiner ueber 4'350 km langen Reise von Tibet her mit einer Breite von 14 km. Allerdings verschwindet dafuer die Mehrheit der unzaehligen Inseln in seinen trueben Fluten.
Unser Bootfuehrer betreut uns auch an Land und bringt uns zu den Punkten, die man hier einfach gesehen haben muss - Attraktivitaet hin oder her.Die Franzosen hinterliessen aus ihrer Besatzungszeit waehrend des Indochina-Krieges eine kurze Schmalspur-Schienenstrecke. Eine Bruecke davon verbindet heute noch Don Khon mit der Nachbarinsel Don Det. Auf zwei Geleisestuecken stehen Ueberreste in Form eines verrosteten, ausgebeinelten Lokomotiven-Skeletts, kaum eine Foto wert.
Die wichtigste Sehenswuerdigkeit aber sind die Wasserfaelle Tat Somphamit, auch Li Phi Falls genannt. Beeindruckend sind sie weniger wegen ihrer Hoehe, sondern vielmehr wegen der Breite und den vielen Durchlaessen, durch die das gelbe Wasser sich seinen Weg sucht. Auf den dazwischen liegenden Felsen haben die Einheimischen aus Bamboo als Fischfallen einfache Rampen aufgestellt und balancieren zur Ueberwachung gekonnt dazwischen herum. An Land wird dann der Fang ausgenommen, ueber offenem Feuer geraeuchert und getrocknet.

Zu Mittag essen wir in einem der improvisierten kleinen Restaurants inmitten der Wirtsleute, ihren Kindern und Haustieren "fried noodles", trinken durstig eine Unmenge Wasser dazu, um es in der Folge auf dem Rueckweg gleich wieder rauszuschwitzen. Flussaufwaerts schaffen wir es in 1 ¾ Stunden Fahrt und haben absolut nicht gegen eine Dusche im Camper, um den klebrigen Schweiss abzuwaschen, einzuwenden.
Den Khon Phapeng, die wir am folgenden Tag etwa 20 km weiter suedlich auf Route 13S von der Aussichts-Plattform bei Ban Thakho uns ansehen, sind eigentlich weniger Wasserfaelle als Stromschnellen, die einen Hoehenunterschied von 15 m ueberwinden.
Fast verpassen wir, nunmehr in noerdlicher Richtung unterwegs, in einem heftigen Gewitterregen in Phihafey fast die Abzweigung nach Attapeu. Die Karten sind sich uneinig ueber die Qualitaet der gewaehlten Route 18. Erst gewaertigen wir eine breite, rotlehmige sogenannte All Weather Dirt Road, die aber rapide schlechter respektive schmaeler wird und bald gespickt ist mit abwechslungsweise holprigen steinigen Stuecken und grossen Tuempeln. Obwohl keine weitere Verzweigung wir verpasst haben koennen, fahren wir nach GPS gute 8 km noerdlich der eingezeigten Verbindung, so dass wir Zweifel haben, ob wir ueberhaupt auf dem richtigen Weg sind. Fahrer und Passagiere des einzigen uns entgegenkommende Fahrzeugs, eines lottrigen Jeeps, bestaetigen uns, dass die Strasse wirklich die richtige und direkte Verbindung nach Attapui, aber wenn wir die Handzeichen der Burschen richtig interpretieren, fuer uns nicht passabel sei.Wir entschliessen uns, noch einige Kilometer auf gut Glueck weiterzufahren, werden dann aber in Khontout all dem "Werweissen" enthoben. Wir stehen wir nicht gross ueberrascht vor der ersten Flusspassage, schon diese erste natuerlich ohne Bruecke und mit Furt so tief, dass wir bei der Durchfahrt gerade den Camper innen waschen koennten. 30 km fuer die Katz' und Rueckfahrt auf derselben schlechten Strasse vorbei an den kleinen Huetten, wo denen aus uns die Einheimischen bei der Vorbeifahrt einmal mehr "gwundrig" mustern. Wieder auf dem Teer von Route 13Sued macht uns dann auch der erneut einsetzende starke Regen nichts mehr aus.
Pakse zum Zweiten. Alles ist uns noch bekannt: Der Weg erst mal wieder ins Internet-Café, weiter zur Pizza zum Znacht in den Delta Coffee und schliesslich an den Uebernachtungsplatz direkt am Mekong Fluss unten. Es eruebrigt sich, den Camper nach dem Wind auszurichten, denn dieser bringt uns in erster Linie starken Regen. Aber trotz deswegen auf der Wetterseite geschlossenen Fenstern muessen wir nicht frieren!
Nach dem Reinfall gestern versuchen wir am Morgen vor der Weiterfahrt noch, ob wir im Internet dem GT-Rider.com genauere Strassen-Infos entlocken koennen. Diese Webseite ist jedoch vor allem Forum zum Info-Austausch, wovon wenig aktuell und/oder fuer uns, da auf Motobiker ausgerichtet, nicht von Belang. Auf dem Markt decken wir uns mit Fruechten ein, Fredy braucht noch neue Gummi-Flipflops, die ideale Ausruestung zu dieser Jahreszeit. Dann kann's wieder losgehen, diesmal ostwaerts auf Strasse 16.
Da wir uns nun auf der Hauptroute befinden, suchen wir auch den Tad Fane Resort auf, nicht zum Ausruhen sondern um die mit 120 m hoechsten Wasserfaelle Laos nicht zu verpassen. Das Wetter ist aber nicht allzu gut. Zwar regnet es nicht direkt, ist aber verhangen. Und das gilt auch fuer die Wasserfaelle. Wir stehen am Viewpoint und sehen nichts als eine weisse Wand. Wir geben Petrus eine Chance von einer Stunde, aus der dann wegen dem Mittagsimbiss mehrere werden. Dafuer stehen ploetzlich alte Bekannte, Angelique und Walter, vor dem Camper und freuen sich, bei Kaffee und Kuchen Gesellschaft zu haben, waehrend unsere Ausdauer kurz vor der Weiterfahrt doch noch mit einer klaren Sicht belohnt wird.
Paksong ist nur ein kleines Kaff und keine Spur von der aufgefuehrten Reiseagentur oder Info-Station, wo man sich nach den Doerfern mit den verschiedenen Bergstaemmen und vor allem dem Weg dahin erkundigen koennte. Die Abzweigung mit dem Vermerk Mone Melook Falls fuehrt uns aber weder in kleinere Oertchen, ja nicht mal an die angekuendigten Wasserfaelle sondern endet im gruenen Nichts. Dafuer stossen wir ausserhalb Beng auf eine stattliche Erdstrasse, die mitten durch das Haupt-Kaffee-Anbaugebiet fuehrt.

Wir halten zweimal in geradezu malerischen Ortschaften, deren Namen hoechstens noch in Laos Schrift und deshalb fuer uns unentzifferbar angegeben sind. Zur Zeit wirde gerade die Ernte an Kohl, das zweite landwirtschaftlichen Standbein neben Kaffee, umgeladen. Zusaetzlich zu verschiedenem Gemuesen wird vor allem fuer den Eigenbedarf auch noch Mais, der am Kolben grilliert gegessen wird, Bananenstauden, wenig Zuckerrohr, Kraeuter, melonen-, kuerbis- oder gurkenartige Produkte angepflanzt. Die Leute sind freundlich, eher zurueckhaltend, aber die Mehrheit dem Fotographieren nicht abgeneigt. Leider tendieren sie bei der Aufnahme eher dazu, ganz serioes und stocksteif dazustehen. Lachende Gesichter und oder ein Grinsen mit ihren oft betel-roten Zaehnen zeigen sich erst, wenn ich ihnen ihr Bild im Display zeige. Als Gegenleistung lassen wir sie unser Auto besichtigen. In der Regel schwingt sich einer zum Wortfuehrer auf und erlaeutert in angeregtem Geschnatter den Umstehenden technische Details. Unsere Art zu leben resp. reisen entlockt ihnen meist ein Gekiecher und stoesst eher Unverstaendnis.
Je weiter wir fahren, desto unsicherer werden wir einmal mehr, ob wir auf der richtigen Strasse sind. Ein paar mal fragen wir nach, aber unsere Lao-Aussprache ist alles andere als korrekt und so verstehen die Leute nur Bahnhof. Weit gekommen sind wir wegen der verschiedenen Zwischenhalte sowieso nicht, deshalb uebernachten wir unterwegs ausserhalb eines kleinen Dorfes. Die Neugierigen, immer mit Anstand und Abstand, verziehen sich mit dem Einbruch der Dunkelheit um 19.ooh. Von ihren Behausungen sieht man mangels Elektrizitaet bald weder Licht- noch Feuer-Schein mehr. Sie scheinen buchstaeblich mit den Huehner zu Bett gehen. Zudem befinden uns jetzt auf 1'250 m Meereshoehe, haben bei regnerischem Wetter nur gerade noch 21o C und sitzen wegen dieser "Kaelte" im geschlossenen Camper.
In Dong haben wir entweder die richtige Abzweigung nicht uebersehen oder noch wahrscheinlicher, sie exisitert gar nicht mehr. als wir im GPS feststellen, dass wir definitiv in die falsche Richtung fahren, haben wir praktisch keine Wahl mehr, als den Weg fortzusetzen, da die lokalen Auskuenfte sich auf Kopfschuetteln d.h. Nichtverstehen oder maximal zu vagen Handzeichen als Richtungsangabe beschraenken. Wir sind dann schon dankbar, dass wir endlich mal wieder Teerstrasse erreichen, auch wenn dies Iton kurz vor Paksong auf Route 16 ist und verdeutlicht, dass wir im Kreise herumgefahren sind.
Nun waehlen wir die westlichere Schlinge und beschliessen, im Phasoume Resort eine Pause einzulegen. Abseits der Hauptstrasse im Urwald, sind alle seine Uebernachtungs-Pavillon, das Restaurants und die Stege und Bruecken im Robinson-Stil moeglichst aus einheimischen Holz erbaut. Wir erhalten eine kleine Fuehrung an all den Sehenswuerdigkeiten vorbei, die einige uralte Baumriesen, einen kleinen Wasserfall sowie auch ein Musterdorf mit originalgetreuen Huetten der Tahoy und Laven-Staemme und einer Sammlung von typischen Gebrauchsgegenstaenden einschliessen.

Bei Ban Kouahet stoppen wir erneut. Hier wird im Lonely Planet ein Besuch von Tim's Guesthouse empfohlen, dessen Besitzer kompetente Auskuenfte betreffend aktuelle Strassenverhaeltnisse geben koenne. Wir muessen x-mal hin- und herkreisen und nachfragen, bis wir das unscheinbare Restaurant mit Schlafhuetten finden, in dem sich nur einige wenige Traveller aufhalten. Er bestaetigt unsere bisherigen Erfahrungen, dass wir naemlich nur noch Routen waehlen koennen, die als durchgehend gelten. Definitiv nicht dazu gehoert das Oststueck von Route 15 und die Verbindung entlang des Ho Chi Minh Trails, die wir uns gelockt hatten. Auch Route 23 exisitert zwar auf dem Kartenpapier vollstaendig, in Realitaet nur in Bruchstuecken, und selbst das nur in der trockenen Saison. Also werden wir eben doch, was eigentlich nicht unsere Absicht war, wie Hinz und Kunz auf Nr. 13 fahren und uns mit wenigen Abstechern beschraenken muessen.
Salavan mit 70'000 Einwohnern, das wir als naechste Ortschaft anfahren, bestaerkt uns darin. Alles in allem ist es nur ein Kaff, als Hauptattraktion der zentrale Markt, wegen der kuerzlichen Regenfaelle mitten im Matsch, und sonst nur wenigen offiziellen Gebaeuden, so dass wir uns gar nicht die Muehe machen, wie geplant nach einem Internet Cafe zu suchen. Das westliche Stueck von Nr. 15, eine eigentlich wichtige Verbindung zurueck auf Nr. 13, ist dann wider Erwarten nur Erdstrasse. Da es kurz zuvor geregnet hat, zeigen die vielen Lachen und grossen Tuempel einem wenigstens schon im voraus die tiefen Loecher auf. Dafuer aber ist die Laterit-Strasse mehr als glitschig. Nach etwa einem Drittel dieses Teilstuecks stoppen wir fuer die Nacht in einem kleinen Dorf, Bongkham. Als Ueberraschung hat der Kuehlschrank seinen Dienst eingestellt. Aber wir haben Glueck im Unglueck, nur ein elektrischer Kontakt hat sich geloest und nach einem halbstuendigen Einsatz von Fredy koennen wir aufatmen.
Am naechsten Morgen nehmen wir das Reststueck von Nr. 15 unter die Raeder. Bei Nonghpho sollte sich die Strasse trennen. Einmal mehr bemerken wir gar keine Abzweigung sondern kommen ohne Wahlmoeglichkeit auf die obere Verbindung. Obwohl als Allwetter-Strasse deklariert, muss man auch hier damit rechnen, dass sie bei schweren Regenfaellen nicht mehr durchgehend ist. Ueber den Se Done fuehrt keine Bruecke sondern eine etwas erhobene gemauerte Furt, und es wird deutlich davor gewarnt, dieselbe zu benutzen, wenn die seitlichen, nicht sehr hohen Markierungen nicht mehr aus dem Wasser ragen. Inzwischen ist die Naesse etwas abgetrocknet und die Strasse weniger glatt. Trotzdem koennen wir im Schnitt mit nicht mehr als 30 km/h fahren.
Napong ist dann der Anknuepfungspunkt auf die gute Teerstrasse von Route 13. Wir fahren mit einem guten 80er dahin - nur fliegen ist schoener - und heben sogar ab und zu bei Brueckenansaetzen ueber deren Schwellen ab! Wir lassen Savannakhet buchstaeblich links liegen, durchfahren Seno und nehmen Tha Khaek ins Visier, dass wir am spaeten Nachmittag erreichen. Heute sind viele Laeden geschlossen, auch die wenigen Stellen, die uns eventuell Auskuenfte fuer die Weiterfahrt geben koennen. Also widmen wir uns dem andern Problem. Unser Gasvorrat ist bedenklich geschwunden, denn an den wenigen Abfuellstationen, die wir angetroffen haben, passten unsere Adapter nicht. Deshalb besorgen wir hier an Ort eine Gasflasche zum Umfuellen in den Tank ueber einen Schlauch. Der Verkaeuferin ist allerdings unser Vorhaben unheimlich, und sie verweist uns von ihrem Hausplatz. Wir uebernachten direkt am Mekong und sehen nach Thailand hinueber. Auch da regnet es relativ ausdauernd. In den vielen Restaurants am Flussufer oder auf festgezurrten Booten spielt ihre Musik mangels Kundschaft praktisch nur fuer uns.
Wir verlassen Tha Khaek nordwaerts und schwenken in Viang Kham auf Rte. 7. Die Strasse ist geteert, hat ab und zu von Wasser und Erdrutschen beeintraechtigte Stellen. Die Bruecken sind einfachst mit Holzbrettern und einer zusaetzlich geteerten Laengsspur, aber doch merkbar unterhalten. Die Gegend wird beherrscht von wildem Dschungel und auffaelligem halb bewachsenen/halb schwarz gefaerbtem Karstgebirge. Vom Phon Pha Mane aus haben wir einen herrlichen Ueberblick darueber, der Himmel dazu drastisch bewoelkt. Eine kleine Tafel weist uns den Weg und bis Na Phouak haben wir bereits einige mickrige Furten durchfahren, bis wir an dem mit dem Auto zu erreichenden Endpunkt am Fluss Nam Hin Boun stehen. Das Dorf besteht nur aus einer Anzahl Holzhaeuser auf Stelzen. Eine einsame "Travel"-Reklametafel scheint aus frueheren besseren Zeiten zu stammen. Die Wege sind prekaer, voller Tuempel und laengerer Matschstellen, so dass wir sogar den 4x4 brauchen. Da bei unserer Ankunft bereits 13.30h, laeuft heute nichts mehr. Wir uebernachten hier am Fluss unten. Obwohl wir im aufgespannten Aussenzelt sitzen, finden die fliegenden und kriechenden Viecher ihren Weg, um uns halb verrueckt zu machen, denn wir haben weit und breit das hellste Licht, dass sie magisch anzieht. Die kleinsten lassen sich auch durch das Netz nicht aufhalten, so dass wir um 22.ooh wegen der nur punktgrossen stechenden Mueckchen uns in die Falle hauen - nicht mal lesen kann ich im Bett wegen denen!
Es hat die ganze Nacht geregnet und wir verschieben erst mal den Start zur 5-6 stuendige Fahrt zum Tham Lot Kong Lo mit dem motorisierten Einbau von 7.ooh auf 9.ooh. Auch zu dieser Stunde ist alles grau in grau, so dass uns der Verzicht auf diesen Ausflug zu den Caves leicht faellt, da sowieso keiner von uns beiden naemlich Lust hat, sich dafuer vom stroemenden Regen von oben und vom leckenden Boot aus von unten mit Flusswasser komplett durchnaessen zu lassen. Dem Bootsfuehrer scheints nicht allzu viel auszumachen, dass er gestern die 400'000.- Kip fuer den Trip ausgeschlagen hat und dieser heute auch nicht stattfindet. Als wir den Camper wenden, macht er uns Zeichen, dass das Nam (Wasser) bis zur Brust reichen werde, was uns aber erst mal nicht gross kuemmert, wollen wir ja nicht nicht weiter ueber den Hin Boun Fluss sondern zurueck auf die Hauptroute.
Aber es bleibt beim Wollen. In 1,5 km Distanz ist die gestern zuletzt durchfahrene Furt verschwunden und an ihrer Stelle ein See. Nicht mal der Motorradfahrer vom nahen Dorf wagt die Durchquerung, umsomehr als es nach Meinung der Umstehenden "nur" 5 Tage dauern soll, bis das Wasser wieder auf das fruehere Level gesunken sei. Fredy macht mal einen Versuch, aber schon nach wenigen Metern steht der Camper in 80cm tiefen Wasser, und das ist erst der Anfang. Also ziehen wir uns auf die einigermassen befestigte Strasse zurueck. Fredy durchwatet die Stelle in den Badehosen, gibt aber bei Wasserhoehe bis zu den Ohren auf und will es gar nicht mehr genauer wissen!

Es zeigt sich auch heute, am 28. Juni, keine Wetterbesserung. Der Regen plaetschert nur so ueber unsere Frontscheibe, als ob wir sie mit einem Schlauch abspritzen wuerden. Und das Wasser steigt und steigt! Zuerst sehen wir noch die Markierungspfosten der Furt. Irgendwann verschwindet unser naechstes Merkmal, ein Stein am Weg, den wir ins Auge gefasst haben, ebenfalls in der braungelben Bruehe. Nach 14.ooh schoepfen wir etwas Hoffnung. Einige Libellen schwirren herum. Es nieselt nur noch leicht. Aber das ist wohl mehr Wunschdenken. Gegen 16.3oh richten die Anwohner mit einem Kanu einen Faehrdienst fuer die Dorfbewohner ein, die ein Bus irgendwo auf der anderen Seite heranbringt. Um 17.ooh haben wir Wasser-Hoechststand. Es schont zwar, aber der Himmel verspricht weiterhin nichts Gutes. Fredy pedalt in Na Pouak und Umgebung herum und berichtet, dass die ganze Gegend jetzt unter Wasser steht. Wir koennten uns die Haare ausreissen, dass wir am Vorabend uns einfach nur den Regen erduldet und die Gefahr eines abgeschnittenen Rueckweges nicht vorausgesehen haben.
Eine weitere verregnete Nacht. Das kann noch lange dauern, bis die mind. 2 m tief unter Wasser stehende Furt wieder passierbar wird. Der Rueckgang indes ist minimin.Selbst sind wir nicht in Gefahr. Die Strasse ist hier viel hoeher als der Fluss und befestigt. Aber wer sitzt schon gerne fest und auf Tage hin keine Aussicht auf Besserung - vor allem wenn man den grauer als grauen Himmel und die drohenden Gewitterwolken in seine Ueberlegungen mit einbezieht. Wir sind nervoes und koennen kaum schlafen. In aller Hergottsfrueh um 5.30h sind wir bereits wach und bald auch auf. Erneut inspiziert Fredy die nasse Gegend - kein Aus- resp. Rueckweg bietet sich an.
So entschliesst er sich nach dem Fruehstueck zum Handeln und will im nahen Doerfchen ein Dutzend Kanus anheuern. Zehn Stueck erscheinen dann fuer die vereinbarten 500'000.- Kip an der Furt. Auf primitive Art werden sie zusammengebunden, Holzbretter darauf gelegt. Allerdings lecken die Holzboote alle schon an und fuer sich und dieser ganze Vorgang ist wohl fast mehr als eine Art Beschaeftigungs-Therapie anzusehen, wenn man beruecksichtigt, dass ein solches Kanu mit 4 oder 5 Passagieren, die hierzulande ja alles Leichtgewichte sind, schon am Limit seiner Tragfaehigkeit ist. Erst kracht denn auch die linke Planke beim Versuch, auf das improvisierte Floss raufzufahren. Dann saufen naechsten Versuch ueber unsere Sandbleche auf halbem Wege bereits alle Kanus ab. Beim Zuruecksetzen wickelt sich das rechte Sandblech praktisch ums Rad und beschaedigt den Abwassertank - Uebung gestorben. Obwohl die Einheimischen wegen des Misserfolgs keine Bezahlung erwarten, uebergeben wir ihnen gerechterweise doch einen Teilbetrag von 300'000.- und loesen damit ein grosses dankbares Echo aus.

Langsam, langsam koennen wir unsere Steinmarkierung etwas zu unsern Gunsten verschieben. Zwischendurch scharre ich im nahen Tuempel mal proforma einen Ablauf, als ob ich die Sache etwas beschleunigen koennte. Alles was es einbringt, sind Blasen an den Haenden. Also sitzen wir wieder im Auto, spielen Karten, lesen - aber immer nur halbherzig. Gleichzeitig zermartern wir unser Hirn, was sich uns noch fuer eine Alternative bieten koennte. Rund um unser Auto herum vibrieren die Stechmuecken und andern Plaggeister. Wir sind beide ganz zerstochen, denn die kleinen, nur stecknadelgrossen, finden auch den Weg ins Auto. Wo die vielen Ameisen ihren Einstieg in den Camper haben, muessen wir erst herausfinden und ihn blockieren.
Vor unserem Abstecher haben wir zuvor nicht extra Lebensmittel aufgestockt, da wir ja nur ein kurzer Ausflug hierher geplant war, und aus demselben Grunde auch den Frischwassertank nicht aufgefuellt. Die Wasseruhr verkuendet bereits leer, und wir wollen das restliche "gute" Wasser vor allem zum Trinken und Kochen verwenden. Deshalb findet unsere Abendtoilette im Schutze der Nacht in der Furt statt. Eintauchen, ein erster kuehler Schock, dann fast angenehme Erfrischung, einseifen und abspuelen im Flusswasser. Zurueck im Camper hat Fredy an seinem eingerissenen, leicht blutenden grossen Zehennagel einen scheusslichen Gast mitgebracht: einen gut 10cm langen Blutegel, der sich nur unwillig mit Widerstand abziehen laesst.

Donnerstag, 30. Juni. In der Nacht hatten wir wieder Gewitter und im Morgengrauen regnet es erneut. Wieder sind wir unruhig und frueh auf. Inzwischen haben die Strassenstuecke vor und hinter der Furt abgetrocknet, das Wasser ist merkbar zurueckgegangen - nur ist das Furtstueck unveraendert ueber kopftief und veraendert sich kaum. Fredy laesst sich ueber die Furt paddeln und faehrt mit den Einheimischen, sein Velo auf dem Dach des Transporters, morgens um 8.ooh Richtung in das an der Route 8 befindliche kleine Ban Hin. Eine Loesung unseres Problems findet er schon auf dem Weg dahin bei einem Baugeschaeft, das Bagger, Kranwagen, LKW und Anhaenger hat und dessen Besitzer Bandit (nur dem Namen nicht dem Naturell nach, wie er versichert) sogar englisch spricht. Er wird uns hier rausholen, indem er heute Nachmittag oder spaetestens morgen frueh mit seinem LKW einen Anhaenger in die tiefste Stelle der Furt zurueckstossen, auf den wir daraufhin mit dem Camper rollen koennen.
Erneut Blitz und Donner waehrend der ganzen Nacht, und vor allem ab Mitternacht regnete es wie noch wie. Am Morgen frueh verschwinden unsere Hoffnungsschimmer, die beiden Markierungspfosten der Furt wieder im Wasser, und als wir gefruehstueckt haben, sogar als Novum auch noch die Betonsockel der nahen Stromleitungsmasten. Unsere letzte Hoffnung, der Laster mit rettendem Anhaenger, hat sich in Luft oder besser gesagt Wasser aufgeloest - er sitzt irgend an einer Baustelle ebenfalls blockiert im Wasser. Wir waren die halbe Nacht auf, sind auf dem Hund - mehr psychologisch denn physiologisch, und trotzdem unfaehig, zu schlafen. Wieder kommen die Einheimischen vorbei. Stoisch benutzen sie den improvisierten Faehrdienst ueber die Furt und waten resp. schwimmen hindurch. Nun bedeutet man uns neu, dass auch an unserem Standplatz das Wasser noch bis Brusttiefe steigen koenne. Wir erwaegen, leere 200l-Faesser zu organisieren (als ob man in dieser gottverlassenen Region ueberhaupt mehr als ein Dutzend zusammenbringen kann) fuer den Bau eines Flosses und telefonieren mit meinem Bruder Ralph und Kurt Buehlmann, ob sie fuer uns herausfinden koennen, wieviel Auftrieb eines ueberhaupt hat (ca. 180 kg ueberigens.)
Es giesst immer weiter. Wir werden immer noch unruhiger, unsere Lage immer ungewisser. Die Zeit draengt. Um die Mittagszeit haben wir die letzte Chance, ueberhaupt noch durch die steigenden Fluten wie uns geraten ins hoeherliegenden Dorf Na Phouak zu dislozieren. Ich fuerchte mich davor, denn die Strasse vor uns liegt inzwischen auch mindestens einen halben Meter unter Wasser und ist kaum mehr erkennbar. Fredy ist sich aber sicher, dass er ihren Verlauf kennt und startet. Ich habe keine Nerven und sitze nervoes im Hinterteil. Und dann passiert, was ich befuerchtet haben. Fredy verpasst die Abzweigung, da seine Anhaltspunkte, die am Weg liegenden Baumstaemme, sich im Wasser inzwischen verschoben haben. Zu Fuehrer- und Wohnraumtuer gurgelt das Wasser rein - Teppich und Schuhe schwimmen herum. Wir stehen im tiefen Wasser und Schlick neben dem Trassee! Endstation - Aussteigen in taillentiefes Wasser - guter Rat teuer.
Wir koennten beide heulen und mein Goettergatte meint, nun sei auch er mit seiner Weisheit am Ende und habe keine Ahnung, wie wir unser Vehikel je wieder flott kriegen sollten. Notgedrungen fangen wir an, ein Reserverad unter die Front zu druecken, den Hi-Jack Wagenheber darauf anzusetzen und das Auto zentimeterweise Richtung einigermassen befestigte Fahrspur zu schieben. Die Einheimischen, junge Burschen, finden alles interessant, schieben mal proforma, lehnen aber mehr oder weniger nur an die Carrosserie. Irgendwann tauchen dann mal zwei Einsatzfreudigere auf und helfen uns wirklich. Mit Sandblechen unter dem rechten Vorderrad schaffen wir es halbwegs auf die Spur - aber nur der Camper, nicht der Motor. Dieser erwischt Wasser ueber den uns nicht bekannt defekten Luftansaug - Ende aller Fahrten?
Irgendwann ueberwinden wir unsere Verzweiflung. Im Dorf steht irgendwo noch ein Auto - ob man uns vielleicht damit weiter Richtung Dorf ziehen koennte. Wir schaffen es, das deutlich zu machen, aber das Vehikel kann seinen Standplatz ebenfalls schon lange nicht mehr verlassen. Schliesslich bewirken unsere Zeichen und Worte wie "BrummBrum" und "Tuktuk", dass einer zum Preis von $ 50.- mit einem der kleinen Traktoerchen, die zur Reisfeld-Bestellung verwendet werden, anrueckt. Unser langes Spannset zum Abschleppen plus 50 m Seil werden daran angehaengt. Fredy glaubt zwar nicht daran, aber ich klammere mich an dieses Arrangement als letzte Chance. Es haben sich inzwischen zwei Dutzend Leute eingefunden. Das Zugvehikel ruckt an, die Haelfte der Leute zieht mit an den Seilen und die andere stoesst und ruck-ruck, kaum zu glauben, der Camper rollt auf den letzten Rest trockene Strasse vor dem Dorf, wo es unter einem Baum eine trockene Anhoehe wie ein Podest hat. Dahin bugsieren wir dann mit vereinten Kraeften den Camper, aus dem aus allen Poren respektive Oeffnungen das Wasser nun wieder rauslaeuft.
Aber der Schaden am Motor ist angerichtet. Also fangen wir an, uns neu zu orientieren. Ich raeume die nassen bodenebenen Kasten aus, Fredy klemmt sich hinters Handbuch und faengt an, die Front abzumontieren, um an den Motorblock ranzukommen. Es ist schlimmer als wir gedacht haben. Die Inspektion des Schadens ergibt einen hoffnungslosen Fall. Rueckfragen bei Iveco und bei Grafs geben Hinweise, wie Fredy eruieren kann, was defekt ist. Resultat - der Motor laesst sich nicht mehr drehen, fuers manuelle Bewegen fehlt die richtige Mutter und beim ersten Versuch mit dem Anlasser steigt nur ein Raeuchlein daraus auf.

Ironie des Schicksals - es regnet praktisch nicht mehr heute Samstag. Ab und zu haben wir sogar einen Sonnenstrahl. Trotzdem ist das Wasser unaufhoerlich um uns rum gestiegen und die Situation verschlimmert sich wegen des Unwetters in der ganzen Region immer noch. Es ist bis auf weiteres kein Durchkommen Richtung Hauptstrasse, denn sogar der Fluss ist nun 20 m hoeher als normal und niemand spricht mehr von nur 5 Tagen warten aufs Abfliessen des Standwassers wie zuvor. Das einzige gute an der Situation - wir stehen (noch) im Trockenen. Unsere Gedanken rotieren staendig uebers Wochenende. Wir diskutieren verschiedene Varianten: Auto in die Schweiz zurueckverschiffen (als ob das so einfach waere mitten aus Laos) und dort reparieren lassen oder das Fahrzeug, wenn aus dem Wasser, motorenmaessig in Vientiane mit importierten Ersatzteilen reparieren, sofern sich ueberhaupt eine einigermassen qualifizierte Garage da findet. Die Absicht, den Motor auszubauen und schon vorzeitig nach Vientiene oder per Luftfracht in die Schweiz zur Reparatur mitzunehmen, muessen wir wieder fallen lassen. Der Motorblock samt Getriebe und Anhang ist beim 4x4 so schwer, dass Fredy ihn unmoeglich unter diesen primitiven Umstaenden ausbauen kann. So viele unbekannte Faktoren und der groesste Haken, ueberhaupt erstmal hier aus diesem Schlamassel zu kommen! Eines ist uns klar - die Reise ist vorerst mal abrupt zu einem Stillstand gekommen.
Frischwaren ausser wenig Wurst und Kaese haben wir inzwischen keine mehr, so erfuellt sich ein altes Anliegen von Fredy, unser Gesamtgewicht dezimiert sich dank dem Vertilgen unserer Notvorraete. Aber wir sind sowieso nicht gross hungrig und essen eher mechanisch. Zum Trinken haben wir Regenwasser aufgefangen, zum Waschen und Duschen am vorigen Standplatz noch mit dem Kessel Wasser von der Furt eingefuellt. Alle elektrischen Anlagen sind ausgestiegen. Zwar koennen wir im Laufe des Tages von am naechsten liegendsten Haus aus eine elektrische Leitung auf unsere Insel ziehen, aber auch das elektrische Ladegeraet fuer die Batterien, die flach sind, ist hin.
Wir beginnen die neue Woche am Montag, den 4. Juli mit einem Ausflug. Obwohl mit zwei Dorfbewohnern abgesprochen, erscheint niemand, um uns zur und durch die tiefe Furt zu rudern. Wir waten deshalb um 07.00h im Regen zu Fuss los. Zwei junge Burschen paddeln uns mit einem Kanu ueber die erste, uns bekannte kritische Stelle und lotsen uns bei der zweiten, die neu sich nun auch als brusttief erweist, quer durch Gestruepp und Reisfelder ueber einen Nebenarm dieses Baches, den wir, unsere Taschen um den Hals gehaengt, auf einem kleinen wackeligen Baumstamm zum Balancieren und einem zweiten duennen zum Festhalten ueberwinden. Nach insgesamt 1 ½ Std. tut sich auf unserem Weg eine weitere, tiefe Wasserdurchquerung auf. Da inzwischen ganz allein in dieser trostlosen, verregneten Landschaft unterwegs kann ich getrost Hose und Unterhose ausziehen und trockenbehalten, komme aber nur mit Muehe und Fredy's Hilfe durch diese Furt mit starker Stroemung. Das sonst verkehrende Zubringer-Sammeltaxi hat seinen Betrieb bei den herrschenden Wetterverhaeltnissen offensichtlich eingestellt. Via unser Satellitentelefon erreichen wir von unterwegs endlich Mr. Bandit vom Bauunternehmen und er erklaert sich bereit, uns abzuholen. Welch' ein Gluecksgefuehl, als wir den Toyota Landcruiser erblicken, der uns in die bescheidene Zivilisation von Ban Na Hin zurueckbringt.

Der Inhaber des Baugeschaefts B.K. Construction Road & Bridge Pty. Ltd., weit und breit das einzige mit einem grossen Fuhrpark, erweist sich als grosszuegiger Gastgeber. Sein Haus und die ganze Infrastruktur stellt er uns Unbekannten zur Verfuegung. Von ihm erfahren wir auch, dass es noch eine andere als die von uns gewaehlte beschwerliche Moeglichkeit, zurueck zu unserem Camper zu kommen und ein kleines Reisegepaeck zu ruesten. Es ist wie mit dem "Baehnli zu Worb" - man muss eben genau wissen, wie und wonach man fragen muss. In einer einstuendigen Fahrt bringt uns ein motorisiertes Kanu auf dem Flusslauf Hin Boun selbst an eine von unserem Standplatzes nicht weit entfernte Anlegestelle in Na Pouak. Nicht zu glauben, aber trotz der Misere fangen wir an, diesen Bootstrip zu geniessen. Schuld daran hat die am Dienstag auferstandene Sonne und der unglaublich blaue Himmel mit fotogenen weissen Wolken!! Gleichzeitig wird es wieder richtig heiss. Ich fange einen Sonnenbrand auf den Armen und Fredy auf seinen auf dem Kopf ein und der Schweiss bricht uns aus allen Poren.
Am folgenden Tag sitzen wir mit gemischten Gefuehlen sitzen wir im ratternden Bus und lassen uns durch die verregnete Landschaft kutschieren. Die gut 230 km Fahrt in die Hauptstadt Vientiane, wo wir die kuenftigen Reparaturmoeglichkeiten erkunden wollen, kosten ganze 35'000.- Kip pro Person. Der Bus fuellt sich nur halb, so dass wir beide je einen der schmalen 2er-Baenke fuer uns haben. Nach der Einmuendung bei Viang Kham in Route 13 sind wir mit einem guten 80er sind wir auf wenig befahrener Strasse unterwegs. Es gibt nur zwei kurze Pinkelpausen, ansonsten wird nur auf Verlangen zum Aus- oder Einsteigen gehalten. Fliegende Haendlerinnen fahrend der Einfachheit halber mit ihrem Angebot an Getraenken, gegrilltem Poulet oder Spiessli jeweils ein Teilstueck mit und versorgen die Passagiere unterwegs. Ueber Pakkading, Paksan und Thabok gelangen wir in die Provinz und schliesslich nach fast 5 Stunden Fahrt in die franzoesisch angehauchte Hauptstadt Vientiane. Im Phone Paseuth Guesthouse in der Th. Pakham beziehen wir im 4. Stock fuer 15.- $/Nacht inkl. ABF in einem blitzsauberen Doppelzimmer mit WC/Dusche, A/C, TV und Telefon Quartier und haben sogar einen kleinen Balkon zur Verfuegung. Unsere Nerven beginnen langsam, sich zu entspannen und unsere Augen nehmen wieder etwas anderes als Wasser wahr.
Wir kommen kaum zum Erkunden der Stadt und schon gar ueber zwei Besuche hinaus der kleinen Restaurants, die zu fuer uns unwahrscheinlichen guenstigen Preise in feinster franzoesischer Manier zubereitete Koestlichkeiten wie zarteste Filets und Steaks mit Pommes Frites, schmackhafte Fischgerichte, knackige, verschiedenst gemischte Salate, frische Baguettes, feinste Pastas und Pizzas servieren. Am zweiten Tag schon erhalten wir den ueberraschenden Anruf von Mr. Bandit, dem wir einen Autoschluessel hinterlassen hatten, dass es seinen Mitarbeitern gelungen sei, unsern Camper bei bereits zurueckgegangenem Wasserstand durch die Furten zu seinem Werkgelaende zu schleppen. Allerdings muesse er gestehen, dass dabei die vordere Stosstange beschaedigt worden sei. Einer seiner Trucks besorge Material in der Hauptstadt und biete uns eine sofortige Mitfahrmoeglichkeit, woraus dann am Mittwoch-Nachmittag - da der Chauffeur seinerseits auch noch Fahrgaeste dazu eingeladen hatte - in einer ungemuetlich engen Fahrt zu sechst in der Frontkabine zurueck ins Bergland resultiert.
Und wirklich, steht da der Camper auf dem Werksgelaende von BK Constructions. Aber Fredy hat seinen Schock weg, "Beschaedigung der Stosstange" ist wohl die Untertreibung des Jahres. Der Wagen muss mit am falschen Ort befestigter Stange mit brachialer Gewalt weg- und durch die Furt gezogen worden sein. Die halbe Front, die Schutzplatten unter dem Wagen, sogar der Kuehlkondensor sind weggerissen! Fredy ist einen ganzen Tag daran, den groessten Schaden mit den hier vorhandenen primitiven Mitteln vor Ort zu beheben. Die Stosstange auf der einen Seite unter einem Lastwagenrad fixiert, auf der andern mit Einsatz der Baggerschaufel zurueckzuverformt, kann er sie wieder montieren.
Da kaum Werkzeug, keine Maschinen und am schlimmsten, auch keine grossen Kenntnisse von Seiten des Mechanikers vorhanden sind muessen wir unsern grossherzigen Helfer, Mr. Bondit, mit unserer Entschluss, die Reparatur nicht in seiner Betriebswerkstatt selbst auszufuehren, enttaeuschen. Am Freitag, 8. Juli sind wir uns erneut unterwegs auf uns inzwischen wohlbekannter Strecke - im eigenen Camper zwar, allerdings hilflos wie ein Fisch an der Angel im Schlepptau eines 3-Achser-Lastwagen - und erreichen gegen Abend Vientiane.

Wir haben unerwarteterweise sogar die Qual der Wahl zwischen zwei recht gut ausgeruesteten Reparatur-Werkstaetten, entscheiden uns dann fuer den naeher am Zentrum der Stadt liegende Garage von M.C. Murphy, eines seit 11 Jahren in Laos lebenden Canadiers. Waehrend wir geschafft ins "Grillon" zum Nachtessen stoffeln, hantiert er am selben Abend noch kompetent an unserem Vehikel. Seinen Optimismus und die Hoffnung, dass der Schaden minim sei und er den Motor drehen koenne, muss er allerdings begraben. Am naechsten Tag ist auch der Motorblock draussen (und damit auch noch ein grosse Risse in der Motorwanne und ein praktisch komplett zerbrochene Halterung von Alternator-Motorblock freigelegt - Schaeden aus unserer Tibet-Fahrt, die nun ebenfalls noch geschweisst und behoben werden koennen) . Ein Pleuel ist komplett verbogen und muss ersetzt werden, diverse Teile wie die Zylinder, der Anlasser wie auch der Alternator muessen noch speziell getestet, voraussichtlich aber ebenfalls ausgetauscht werden. Die IVC in der Schweiz, von wo her wir die Ersatzteile organisieren muessen, macht uns aber einen gruendlichen Strich durch die Rechnung. Die wichtige Zylinderkopf-Dichtung ist zur Zeit nicht vorraetig, und deshalb wird die Ersatzteil-Lieferung, die ganz sicher 5 Arbeitstage per Luftkurier hier nach Laos braucht, nicht frueh genug zum Einbau hier eintreffen, bevor Mike am 20. Juli fuer seines jaehrlichen Ferien nach Canada reist.
Da wir uns beide generell nicht fuer ein Interims-Backpacken mit oeffentlichen Verkehrsmitteln, und dies schon gar nicht waehrend der fortschreitenden Regenzeit, begeistern koennen, hiesse fuer uns ein Herumhaengen hier bis fast mindestens Mitte August. Danach muessten wir in Laos wie anschliessend fuer den Besuch von Vietnam und Cambodia mit prekaeren Verkehrsverhaeltnissen und unterbrochenen Durchgangsstrassen rechnen. Es verbliebe uns auch zu wenig Zeit, um es via Thailand bis zum vorgesehenen Zeitpunkt zurueck nach Malaysia, zu schaffen, wo wir ganz sicher unsern Camper ohne Zoll-Komplikationen waehrend eines geplanten Heimat-Aufenthalts stehen lassen koennten.

Kurz entschlossen brechen wir deshalb vorlaeufig unsere Zelte in Laos ab stehen wir deshalb bald darauf in einem Reisebuero. Mit dem Kauf der Tickets fuer einen unplanmaessigen fruehen Rueckflug in die Schweiz hoffen wir als Entschaedigung dafuer den helvetischen Sommer geniessen zu koennen. Am 13. Juli 2005 bringt uns ein Taxi vom Day Inn Hotel zum kleinen Flughafen von Vientiane, von wo wir mit Thai Airways ueber Bangkok nach Zuerich-Kloten fliegen.
Wir haben vereinbart, dass Fredy Mitte August mitsamt den Teilen fuer zehn Tage zu Mike nach Vientiane zurueckkehren wird. Waehrend seiner Anwesenheit zusammengesetzt soll dann der Motor zusammengesetzt und wieder eingebaut werden. Unsere Reise werden wir erst anfangs Januar 2006 bei besserem Klima mit neuem Elan wieder fortsetzen.

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